Ein Patient berichtet

Mittwoch Morgen traf mich der Schlag

Ich hatte gerade mit meiner Frau, Elisabeth, das Frühstück vorbereitet, da wurde mir ganz plötzlich und ohne Vorwarnung schwindlig und ich merkte, wie mir im rechten Bein die Kraft schwand. Elisabeth reagierte sofort; sie stützte mich mit aller Kraft und führte mich zum Sofa, sonst wäre ich sicherlich schwer gestürzt. Während sie mich zum Sofa führte, fragte sie mich immer wieder, was denn mit mir los sei. Sie sprach immer lauter mit mir, weil sie dachte, ich könne sie nicht hören. Ich verstand sie aber sehr gut, jedes Wort, konnte aber nicht antworten. Ich brachte keinen einzigen Ton heraus und bemerkte nun, dass nicht nur mein rechtes Bein, sondern auch der rechte Arm völlig gelähmt waren. Dabei war ich überhaupt nicht ängstlich. Ich dachte, was kann das schon sein. Ich bin 63 Jahre alt, gehe jeden Tag mindestens 2 Kilometer spazieren und bin auch sonst sehr gesund.

Ein kleiner Schwächeanfall. Was von alleine kommt, geht auch von alleine wieder, dachte ich. Elisabeth rief dann aber doch den Notarzt an 112. Als Elisabeth denen in der Rettungsleitstelle dann die Symptome schilderte, wurden es plötzlich ernst: "Wir kommen sofort", sagten die nur kurz und in wenigen Minuten standen der Notarzt und zwei Rettungssanitäter vor der Tür.

Ich war kaum in der Notaufnahme angekommen, als mir schon etliche Röhrchen Blut entnommen wurden. Ich wurde auch sofort an einen Überwachungsmonitor angeschlossen. Alle arbeiteten sehr schnell und routiniert.

Auch der Arzt war sofort zur Stelle. Er sagte: "Ich glaube, ihre Lähmung und die Sprachstörung, das kommt vom Gehirn. Wir müssen jetzt sofort ein CT (ein Computer-Tomogramm) machen und nachsehen, was da los ist." Ein CT sei eine Röntgenaufnahme vom Gehirn, erklärte er mir auf dem Weg dorthin. Ich glaube er hat noch mehr gesagt, aber mir schwirrten so viele Gedanken durch den Kopf, dass ich kaum etwas mitbekommen hatte. Der Arzt wich mir von jetzt an nicht mehr von der Seite. Es beruhigte, zu spüren, dass immer ein Arzt in der Nähe ist. Aber mir war auch klar, dass es etwas Ernstes ist.

Nach dem CT sind wir sofort auf eine Station gefahren. Dort erklärte der Arzt mir, dass ich wohl einen Schlaganfall erlitten hatte. Ich konnte und wollte es einfach nicht glauben. Ich dachte bei meiner Gesundheit kann das doch nicht möglich sein und schon gar nicht so plötzlich.

Ein Pfleger klebte mir einige Elektroden auf die Brust zur Überwachung des Herzschlages, wie er erklärte. Der Pfleger rief dann auch Elisabeth zu Hause an und stellte ihr sehr viele Fragen. Vor allem wollte er wissen, wann genau alles passiert ist und welche Medikamente ich regelmäßig einnehme.

Neben meinem Bett im Zimmer stand ein Ultraschallgerät. Sobald ich im Bett lag und die Elektroden angeklebt waren, wurden meine Hals- und Kopfarterien untersucht, Nach kurzer Zeit erklärte der Arzt, dass sich vermutlich ein Blutgerinnsel gebildet habe, dass mit dem Blutstrom in eine Arterie des Gehirns geschwommen ist und dort ein Gefäß verstopft habe, so dass kein Blut und kein Sauerstoff mehr dorthin gelangen konnte. Dadurch wären Nervenzellen abgestorben. Dieses Gerinnsel wollte man versuchen aufzulösen. Mir wurden alle möglichen Nebenwirkungen, vor allem erhebliche Blutungen auch im Gehirn in Aussicht gestellt. Ich willigte mit einem Kopfnicken aber dennoch ein. Ich wollte unbedingt wieder sprechen, laufen und mit Elisabeth spazieren gehen können. Daraufhin rief der Arzt dem Pfleger etwas zu und binnen Kürze hatte ich eine Infusion am Arm das Medikament, das mein Gerinnsel wieder auflösen sollte.

In den nächsten Tagen habe ich eine schier endlose Zahl von Untersuchungen über mich ergehen lassen müssen. Mein Herz, mein Blutdruck, meine Arterien, mein Blut alles wurde untersucht, um die Ursache für dieses schreckliche Ereignis herauszufinden.

Schon am ersten Tag kam eine Physiotherapeutin, die mit mir meine rechte gelähmte Seite beübte. Außerdem trainierte eine Sprachtherapeutin von Anfang an mit mir. Die nächsten Tage waren dann wesentlich angenehmer. Ich merkte, wie sich mein Arm, mein Bein und meine Sprache erholten. Ich hatte nicht mehr solche Angst, denn ich wußte jetzt, was es war. Und ich sah Besserung. Ich übte morgens mit der Physiotherapeutin und der Logopädin, mittags mit den Schwestern und nachmittags zur Besuchszeit mit Elisabeth. Ich wollte unbedingt wieder "normal" sein.

Jetzt nach 6 Monaten habe ich weder mit meinem Arm noch mit meinem Bein Probleme. Das Sprechen ist, vor allem, wenn ich mich nicht so konzentriere, etwas holprig, aber ich bin zuversichtlich, dass sich das auch bessert. Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass Elisabeth den Notarzt sofort gerufen hat und das alles so gut geklappt hat, denn ich weiß sehr wohl, dass ein Schlaganfall bei vielen Menschen bei Weitem nicht so gut ausgeht.

Kommentar

Der hier dargestellte Fall zeigt einen Mann, der einen Schlaganfall erlitten hat. Bei ihm hat sich eine Thrombose in einer Vene im Bein gebildet. Von dort hat sich ein kleines Gerinnsel gelöst und ist durch ein kleines, normalerweise völlig unbedeutendes Loch in der Scheidewand der beiden Herzvorhöfe in die Arterien gelangt und von dort in das Gehirn, wo es eine Arterie verstopft hat. Die daraus resultierende Blutarmut im Gehirn (Ischämie) führte zu einer Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff, was zum Absterben der Nervenzellen (Hirninfarkt) und zu den beschriebenen Symptomen führte. In einigen leider noch sehr wenigen Fällen (ca. 5-7 %) kann man versuchen, das Gerinnsel aufzulösen. Wenn dies gelingt, hat man eine höhere Chance auf schnelle und bessere Heilung.

Ein entscheidender Faktor für das Gelingen ist das Zeitintervall, das zwischen dem erstmaligen Auftreten der Symptome und dem Eintreffen im Krankenhaus liegt. Dauert es länger als 3 Stunden, bis der Patient im Krankenhaus ist, ist die Gefahr von erheblichen Nebenwirkungen, vor allem massiven Hirnblutungen zu groß. Dann darf diese Therapie nicht mehr durchgeführt werden. Diese sogenannte Thrombolysetherapie ist erst seit kurzem offiziell als Schlaganfalltherapie zugelassen. Sie ist aber leider keine "magische Waffe" gegen den Schlaganfall an sich, da die möglichen Nebenwirkungen erheblich sein können, muß die Indikation sehr streng gestellt werden. Das heißt, nur in Fällen, bei denen die Wahrscheinlichkeit gravierender Nebenwirkungen gering ist, darf diese Therapie angewendet werden.

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